Geschichte Litauens erleben – Einsatz verstehen

Geschichte Litauens erleben – Einsatz verstehen

Geschichte Litauens erleben – Einsatz verstehen

# Litauen

Geschichte Litauens erleben – Einsatz verstehen

Von Mitte November 2022 bis Mitte Februar sind Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr aus Augustdorf in der NATO-Kaserne in Rukla/Litauen stationiert. Mit dabei: Militärpfarrer Claus Wagner, der zur Lutherischen Klasse Lippe gehört. Auf der Basis der 30-jährigen Partnerschaft zwischen der lutherischen Kirche in Litauen und Lippe-lutherisch kam es zu mehreren Begegnungen der Augustdorfer Soldaten mit dem litauischen Bischof Mindaugas Sabutis.

Die Teilnahme an Auslandseinsätzen gehört für die Soldatinnen und Soldaten zu einer ihrer Hauptaufgaben. Nicht in vielen einsatzgleichen Verpflichtungen (egV) gibt es die Möglichkeit im Land herumzureisen. Im Rahmen eines Time Out Seminars wird den Soldaten des deutschen Kontingentes enhanced Forward Presence Litauen (DEU Ktgt eFP LTU) gemeinsam mit dem Militärpfarrer eine geschichtliche Reise im litauischen Vilnius ermöglicht.

In der einsatzgleichen Verpflichtung zu sein bedeutet auch immer eine Belastung, die man zu Zuhause nicht gewohnt ist. Das Camp-Leben auf engem Raum, getrennt von Familie und Freunden, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und auch die im Einsatzland herrschenden Zustände können sehr belastend sein. Diese gehen in Litauen eher von der gefühlten Bedrohung durch die Nachbarstaaten Belarus und Russland aus sowie von der geschichtlichen Erfahrung der Besatzung. Daher wird mit der Militärseelsorge für die Soldatinnen und Soldaten ein Time-Out Seminar durchgeführt. Inhaltlich sind dies Rüstzeiten und ein besonderes Angebot der Militärseelsorge. Die Soldatinnen und Soldaten haben hierbei die Möglichkeit, in einem entspannten Umfeld eine gemeinsame Freizeitgestaltung miteinander zu erleben, um mal abseits vom Militäralltag abzuschalten. Jede Rüstzeit steht unter einem Thema was gemeinsam erarbeitet wird. Dieses können geschichtliche oder kirchliche Hintergründe sein.

Vor rund 100 Jahren wurde nach langer russischer Herrschaft das unabhängige Litauen ausgerufen. So jung der Staat ist, so wechselvoll ist seine Geschichte. Am 17. und 18.  Januar waren Soldatinnen und Soldaten der 1. Battle Company (1. Kampfkompanie) der enhanced Forward Presence Battle Group Litauen (eFP BG LTU) in einem Time-Out Seminar. Es wurde geleitet von Militärpfarrer Claus Wagner und non-commissioned officer (NCO) Stabsfeldwebel Manuela A.. Die Teilnehmer begaben sich auf die Spuren der Geschichte Litauens in der Hauptstadt Vilnius. Die Begegnung mit dem Bischof der lutherischen Kirche in Litauen, Mindaugas Sabutis, wird nachdrücklich in Erinnerung bleiben. Er beschrieb die Geschichte der evangelischen Kirche, die straßenseitig kaum zu erkennen und in einem Hinterhof versteckt lag.

In Vilnius erfuhren die Soldatinnen und Soldaten, wie tief das Trauma der sowjetrussischen Besatzungszeit noch immer im Bewusstsein der litauischen Bevölkerung verhaftet ist. Wie war es Bürger eines totalitären Staates zu sein? Wie war der Kalte Krieg? Wie haben die hier lebenden Menschen den Terror erlebt und überlebt? Ein Besuch im Museum des Genozids in Vilnius verdeutlichte dieses Trauma sehr. Eigentlich ist es mehr eine Gedenkstätte als ein Museum. Hier konnten die Soldaten an Hand eines Fragebogens auf die Spur dieser fünf Jahrzehnte andauernden sowjetischen Besatzung gehen, und kamen zu einem klaren Ergebnis. 


„Der Besuch im Museum hat mir deutlich gemacht wie wichtig der Auftrag der Bundeswehr hier in Litauen ist“, resümiert ein Teilnehmer des Seminars.

Für viele Litauer bedeutete das Leben in dieser Zeit, Verfolgung und Zensur auf einem heute kaum vorstellbaren Niveau. Der Besuch dieses Museums ist eine Erfahrung, die Augen öffnet. Das Museum ist in einem ehemaligen KGB Hauptquartier unterbracht und erzählt eine deutliche Geschichte von Hundertausenden Litauern, die in Gefängniszellen und Folterkammern ums Leben kamen. Sowie vom Widerstand der litauischen Partisanen gegen ihre sowjetischen Besatzer. Für viele der Soldatinnen und Soldaten wird so greifbar, was der Schutz des Baltikums bedeutet. Und warum die Litauer die Präsenz der NATO und der Bundeswehr so sehr schätzen und einfordern.

Nach dieser mehrtägigen Erfahrung können die Einsatzteilnehmer gut gerüstet und ausgeruht wieder in Ihren militärischen Auftrag zum Schutz der NATO-Ostflanke zurückkehren. 


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